Mit der offiziellen Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) am 1. Januar 2015 wird im deutschen Gesundheitssystem ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung gemacht. Bereits zwei Jahre später, im Dezember 2017, wird bundesweit eine zentrale Telematikinfrastruktur (ein verpflichtendes digitales Netzwerk) etabliert, die in naher Zukunft eine schrittweise Anbindung sämtlicher Arzt- und Zahnarztpraxen sowie Apotheken und Krankenhäuser intendiert. Schließlich wird im November 2019 eine weitere entscheidende Veränderung beschlossen – die Verabschiedung des digitalen Versorgungsgesetzes. In Zukunft plant das Bundesgesundheitsministerium weitere gesetzliche Maßnahmen, u.a. das ab Januar 2021 in Kraft tretende Terminservice- und Versorgungsgesetz. Dieses soll die Krankenkassen dazu verpflichten, für ihre Versicherten eine elektronische Patientenakte bereitzuhalten. Das deutsche Gesundheitssystem meint es also ernst und beabsichtigt in kurzen Zeitintervallen umfassenden digitalen Veränderungen ausgesetzt zu werden, um mittels digitaler Maßnahmen die Versorgung von Patienten schneller, transparenter und digitaler zu gestalten.

Der Ausbau der Digitalisierung – warum ausgerechnet im Gesundheitswesen?

Durch die Implementierung digitaler Lösungen soll in erster Linie der Patienten-Alltag verbessert werden. Eine solche Veränderung tangiert im Gesundheitswesen gleich drei wichtige Elemente: die Geschwindigkeit der Patientenbehandlung, die Flexibilität in der Patientenbetreuung und die wirtschaftlichen Vorteile der Digitalisierung für die gesamte Gesundheitsbranche.

Leben retten durch Digitalisierung – höhere Geschwindigkeit bei der Patientenbehandlung erreichen

In der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) werden alle relevanten Informationen des Patienten gespeichert, um im medizinischen Notfall auf wichtige administrative Daten des Versicherten (Name, Geburtsdatum und Anschrift) sowie die Angaben zu seinen digitalen Krankenversicherungsinformationen schnellstmöglich zugreifen zu können. Im Vergleich zur herkömmlichen Krankenversichertenkarte werden in der eGK zusätzlich ein Lichtbild ihres Besitzers (zum Schutz gegen Missbrauch) sowie die notwendigen Informationen für eine reibungslose Behandlung auch innerhalb benachbarter europäischer Länder ermöglicht. Die unbürokratische Behandlung innerhalb der EU soll in erster Linie die Qualität und die Geschwindigkeit medizinischer Versorgung auch im Ausland verbessern, was in manchen Notsituationen sogar Leben retten kann.

Anbindung an Telematikinfrastruktur – Deutschlands größtes elektronisches Gesundheitsnetz

Mit den umfassenden Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien soll im Rahmen einer zentralen Telematikinfrastruktur (TI) die Kommunikation einzelner Akteure des deutschen Gesundheitssystems um ein Vielfaches beschleunigt werden. Auf diese Weise können medizinische Informationen für die Behandlung der Patienten schneller, flexibler und vor allem sicherer bereitgestellt werden. Die Einführung der Telematikinfrastruktur soll in Zukunft auf dem E-Health-Gesetz basieren, welches vorschreibt, bis zu einer definierten Frist die wichtigsten medizinischen Akteure wie Praxen, Krankenhäuser und sogar Apotheken über ein zentrales System miteinander zu vernetzen. Auf diese Weise lassen sich patientenbezogene Informationen aus verschiedenen Quellen miteinander verknüpfen und einen sicheren Austausch der Daten zwischen den unterschiedlichen Parteien des Gesundheitssystems herstellen. Durch einen solchen umfassenden Digitalisierungsschub soll die gesamte Gesundheitsversorgung übersichtlicher und effizienter gestaltet werden.

Das digitale Versorgungsgesetz (DVG) hat es in sich

Durch das am 7. November 2019 unterzeichnete digitale Versorgungsgesetz soll eine bessere und vor allem schnellere Versorgung von Patienten ermöglichen. Es stellt dabei einen verstärkten Einsatz digitaler Lösungen und Verfahren dar, wie die Etablierung von Telemedizin für Videosprechstunden, aktive Nutzung von Gesundheits-Apps, Umsetzung auf „papierloses Büro“ sowie Förderungen für innovative Projekte und digitale Technologien. Das digitale Versorgungsgesetz zielt mit seinem grundsätzlichen Vorhaben darauf ab, digitale Innovationen barrierefrei in die gesamte medizinische Versorgung zu etablieren und dadurch eine Reihe positiver Veränderungen in den Methoden der klassischen medizinischen Versorgung zu erzeugen. Dank dieses Gesetzes können Patienten in den infrastrukturschwachen ländlichen Regionen, die auf regelmäßige Ärztebesuche angewiesen sind in Sonderfällen auch remote betreut und mit notwendigen Informationen oder sogar Rezepten versorgt werden. Da eine persönliche Betreuung nicht immer im persönlichen Kontakt, sondern auch im Rahmen der Telemedizin stattfinden kann, stellt eine solche „Überbrückung“ als Online-Praxis für viele Ärzte im Außendienst deutliche Entlastung dar und könnte einen möglichen Lösungsweg für den aktuellen Fachkräftemangel bieten.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Digitalisierung für die Gesundheitsbranche

Eins steht fest – im Gesundheitssystem wird derzeit ein massives Umdenken in die Richtung der Digitalisierung durchgeführt. Neben den administrativen Vorteilen für die Praxen und persönlichen Vorteilen für Patienten sollen durch Digitalisierung der Gesundheitsbranche erkennbare wirtschaftliche Vorteile und Synergien generiert werden. Zu solchen gehört in erster Linie die Zeitersparnis, die sich durch den Wegfall des Schreib- und Sortieraufwands, sowie die Automatisierung verschiedener Prozesse herauskristallisiert. Die Möglichkeiten neuer digitaler Technologien sollen in Zukunft nicht nur mehr Flexibilität in altbürokratisierten Verfahren, sondern auch deutliche Kostenersparnisse garantieren, die durch die Nutzung von Gesundheits-Apps oder eine ärztliche Beratung durch Online-Medien ermöglicht werden.